Anschaffung von Tieren
Der Umgang mit Tieren bringt Freude durch Erkenntnisgewinn, Erfolgserlebnisse und dient der Selbstverwirklichung. Heimtiere sind besonders für ältere Menschen wichtige Ansprechpartner und erleichtern den Kontakt zu anderen Menschen. Darüber hinaus führt die Heimtierhaltung auch zu vermehrter körperlicher Aktivität. Bei älteren und chronisch kranken Menschen verbessert sich nachgewiesenermaßen dadurch nicht selten der subjektive Gesundheitszustand, was zu weniger Arztbesuchen und geringerem Medikamentenverbrauch führt.
Trotz dieser Erkenntnisse zu gesundheitsfördernden Wirkungen gibt es insbesondere bei Vermietern und dem gesellschaftlichem Umfeld der Tierhalter auch Ängste und Bedenken in Bezug auf den Umgang mit Tieren. Tierliebe darf deshalb keineswegs nur von Gefühlen geprägt sein. Dass hat zu Folge, dass Gesetze beachtet und auch dass Verständnis der „Mitmenschen“ gewonnen werden müssen. Die Haltung von Klein- und Heimtieren kann durchaus in erzieherischer Hinsicht Vorteile bringen, gefragt sind Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit sowie Beharrlichkeit. Sie darf keineswegs einer Laune entspringen, die letztendlich dazu führt, dass ursprüngliche Begeisterung verschwindet und man sich durch Aussetzen der ursprünglichen Lieblinge zu entledigen sucht.
Jeder der sich entschlossen hat, Tiere zu halten, muss sich darüber im Klaren sein, dass der Erwerb bei aller Freude und allem Nutzen auch zusätzlich Verantwortung mit sich bringt. Es kommt zu Veränderungen im Tagesablauf und zwar nicht nur über einen kurzen Zeitraum, sonder möglicherweise über Jahre. Es entstehen Mehrarbeit und Kosten. Der finanzielle Aufwand ist beträchtlich, an den man oftmals im Augenblick der Kaufentscheidung nicht denkt. Hundesteuer, Haftpflichtversicherungen, Tierfutter, Unterbringung und nicht zuletzt tierärztliche Kosten können schnell zu einem unkalkulierbaren Kostenfaktor werden. Nach Angaben des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe gaben die Bürger der Bundesrepublik allein in diesem Bereich im Jahr 2013 mehr als 2,1 Milliarden Euro für private Tierhaltung aus. Berücksichtigt werden muss auch, dass Tiere auch während des Urlaubs zu versorgen sind und ihnen in diesen Tagen oder Wochen entsprechend Pflege und Auslaufmöglichkeit zu gewähren ist. Es muss gesichert sein, dass in solchen Zeiten Verwandte und Bekannte die Arbeiten übernehmen, wenn keine anderen Lösungen in Anspruch genommen werden können, wie Tierpensionen oder die Mitnahme der Tiere zum Urlaubsort, deren Unterbringung wiederum oft mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.
Bei der Abwägung der Kaufentscheidung sollte man sich auch der Risiken bewusst sein, die Tierkontakt bzw. Tierhaltung haben können. Mögliche Gefährdungen der menschlichen Gesundheit, die durch Tiere verursacht werden, sind insbesondere Infektionen, Unfälle und allergische Reaktionen. Der oft besonders enge Kontakt zwischen Tier und Halter erhöht oftmals das Gefahrenmoment. Unserer Haustiere sind häufig familiär eng eingebunden und nicht nur Spiel- sondern auch zu lebenden Kuscheltieren geworden. Die Grenzen dazu sind fließend und das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Hygienemaßnahmen nach Tierkontakt unterschiedlich ausgeprägt.
Zoonosen, also Krankheiten und Infektionen die zwischen Wirbeltieren und Menschen übertragen werden, können in diesem Zusammenhang nur stichpunktartig erwähnt werden. Man muss sich der Tatsache bewusst sein, dass Hunde Tollwutviren, Leptospiren sowie Fuchsbandwürmer und Katzen ebenfalls Tollwut, Hautpilze und Toxoplasmose übertragen können. Ratten fungieren als Überträger von Hantaviren und Leptospiren. Goldhamster und Mäuse den LCM (Lymphozytäre Choriomeningitis)Virus.
Hautpilzübertragungen werden vom Kaninchen und Meerschweinchen besonders auf Kinder beschrieben. Die Problematk einer erstmaligen Toxoplasmoseinfektion bei Schwangeren wurde häufig beschrieben. Eine Vielzahl anderer Erkrankungsmöglichkeiten ist bekannt.
Kinder sind durch die noch nicht voll entwickelten eigenen Abwehrmechanismen und das fehlende Risikobewusstsein besonders gefährdet. Letztgenanntes provoziert oft auch Abwehrreaktionen von Seiten der Kleintiere, was sich in Kratz oder Bisswunden äußern kann.
Die sog. „Katzenkratzkrankheit“ (Bartonelleninfektion) kann sich in Form von Fieber und Abszessbildung äußern. Aber auch Bindehautentzündungen werden bisweilen durch Kontakt mit Augen und Nasenausfluss der Katzen provoziert.
Zu nennen sind auch die Erreger der Papageienkrankheit (Psittakose) die auch von Wellen- und Nymphensittichen übertragen werden können. Die Erreger befinden sind dabei auch im Kot und Federstaub. Besonders problematisch ist das „Küsschengeben“, da infektiöses Material dadurch gleich die Schleimhäute des Menschen erreichen kann.
Die Möglichkeit parasitärer Infektionen wird durch regelmäßige Entwurmungen reduziert.
Zu beachten ist letztendlich noch die Möglichkeit der Ausscheidung von Salmonellen und Campylobacter durch Hunde. Auch bei Schildkröten besteht das Risiko einer Salmonelleninfektion.
Vor dem Kauf eines Tieres muss auch bekannt sein, wie groß die Tiere im ausgewachsenen Zustand sind und mit welchen art- und rassespezifischen Verhaltensweisen zu rechnen ist. Das ist für die artgerechte Umweltgestaltung der Tiere aber auch im Interesse der Sicherheit des Halters sowie seines Umfeldes wichtig. Dies gilt insbesondere für die Haltung von Tieren in Mietwohnungen.
Auch wenn durch den Bundesgerichtshof die Tierhaltung in Wohnungen erleichtert worden ist bleibt dennoch ausreichend Konfliktstoff für Auseinandersetzungen zwischen Haltern, Mietern und Vermietern bestehen.
Besonderheiten sind auch bei der Anschaffung von Reptilien zu beachten. Zahlreiche Tierarten unterliegen dem Bundesnaturschutzgesetz bzw. der Artenschutzverordnung, die die Haltung aller europäischer Reptilien und jener Arten regelt, die im Washingtoner Artenschutzübereinkommen erfasst sind. Die Haltung gefährlicher Wildtiere (Panzerechsen, Warane, Giftschlangen usw. ) sind in einer gesonderten Verordnung in Deutschland geregelt. Die Erlaubnis zur Haltung und Zucht von Wildtieren darf nur an Personen erteilt werden, die über entsprechende Fachkenntnisse und Zuverlässigkeit verfügen.
Die Haltung besonders geschützter Tiere (Washingtoner Artenschutzübereinkommen) bedarf einer behördlichen Registrierung (Cites Papiere).
Die Tierärzte der Klinik für Klein- und Heimtiere stehen Ihnen zu diesen und anderen Themen gerne sachkundig beratend zur Verfügung.